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Julio Cortázar
wurde
1914 im von deutschen Soldaten besetzten Brüssel als Sohn eines
argentinischen Handelsattachés geboren. 1916 zog die Familie in die
Schweiz, nach Ende des Ersten Weltkrieges kehrte sie nach Buenos
Aires zurück. Nach einem Studium an der dortigen Universität war
Cortázar als Schullehrer tätig. 1938 veröffentlichte er seinen
ersten Gedichtband. Mitte der Vierzigerjahre, als Cortázar bereits
Professor für französische Literatur an der Universität Cuyo in
Mendoza war, erschien seine erste Erzählung.
Nach dem
Sieg von Juan Perón bei den Präsidentschaftswahlen 1946 legte
Cortázar aus Protest sein Amt nieder. Er absolvierte eine Ausbildung
zum Übersetzer für Englisch und Französisch und emigrierte nach
Peróns Wiederwahl 1951 nach Frankreich, wo er ein Stipendium erhielt
und als Übersetzer für die UNESCO arbeitete.
Neben weiteren Erzählungen begann er auch Romane zu schreiben. |
1963
erschien das bekannteste Werk des Argentiniers, Rayuela, dessen
Titel den Namen eines Kinderspiels bezeichnet, das bei uns als
„Himmel und Hölle“ bekannt ist. Der Protagonist dieses Romans
erinnert an Cortázar selbst, einen an sich und der Welt zweifelnden
Intellektuellen im Paris der Fünfzigerjahre, der der Boheme
zugeneigt ist und im Kreis von Künstlern aus aller Herren Länder
Gespräche über Philosophie, Liebe und Jazz führt. Der Roman stellt
ein literarisches Experiment in der Tradition des Nouveau Roman dar:
Wie bei einem „Himmel und Hölle“-Spiel, bei dem man über Felder
hüpft, die zuvor mit Kreide auf den Asphalt gezeichnet wurden, soll
sich der Leser, gleichsam von Kapitel zu Kapitel hüpfend, durch ein
Gerüst von Handlungsvorschlägen lavieren. Der Autor bietet zwei
verschiedene Lesarten an: Entweder eine lineare, indem der Leser die
ersten 56 Kapitel hintereinander liest, oder aber man beginnt mit
dem Kapitel 73 und setzt immer mit jenem Kapitel fort, das am Ende
des Textes angeführt ist. Diese, der Autor nannte sie „entbehrliche
Kapitel“, die man nun neben der eigentlichen Handlung des Romans
liest, thematisieren den künstlerischen Schaffensprozess. Rayuela
zählt zu den wichtigsten spanischsprachigen Romanen des 20.
Jahrhunderts und löste neben anderen Werken den sogenannten Boom der
lateinamerikanischen Dichtung in Europa aus. Mit dem Roman
62/Modellbaukasten (der Titel ist in Anlehnung an das 62. Kapitel
von Rayuela gewählt) setzte Cortázar 1968 jene Erzählweise fort.
Die
zahlreichen Erzählungen, die zudem das literarische Schaffen des
Argentiniers prägten, zeichnen sich durch eine Auslotung der Grenzen
von Fiktion und Wirklichkeit aus und wirken vom Surrealismus
beeinflusst. Neben Jorge Luis Borges war Cortázar einer der
bedeutendsten Vertreter dieser neofantastischen Literatur. Seine
Erzählung Teufelsgeifer diente dem italienischen Regisseur
Michelangelo Antonioni als Vorlage für seinen 1966 gedrehten Film
Blow Up. Cortázar schrieb am Drehbuch mit.
Ab den
Sechzigerjahren intensivierte der Schriftsteller, obwohl sein
künstlerisches Schaffen darunter litt, sein politisches Engagement.
So unterstützte er die kubanische Revolution, die Regierung von
Salvador Allende in Chile und später auch die sandinistische
Revolution in Nicaragua.
1981 verlieh ihm die französische Regierung die Staatsbürgerschaft.
Drei Jahre später verstarb Julio Cortázar an Leukämie.
Bei
Septime erschien die Erzählung Fantomas gegen die multinationalen
Vampire in der ersten Ausgabe des Magazins PERSPEKTIVENWECHSEL. |